Will man leckeren Kaffee genießen, ohne dabei die Umwelt stark zu schädigen oder viel, viel Geld auszugeben, gehört die French-Press mit frisch gemahlenem Kaffee zu den besten Methoden. Man spart sich die Anschaffung teurer Gerätschaften und es fällt kein Aluminium-Abfall an. Am meisten hilft außerdem, wenn man ein Wenig über Kaffee und seine Zubereitung erfährt.

Anschaffungen

Zum Zubereiten von Kaffee braucht werden einige Dinge gebraucht. Einen Wasserkocher und eine Waage sind vielleicht schon vorhanden. Wer sich alles neu anschafft, kann gleich einen Wasserkocher mit Temperatur-Wahl kaufen. Notwendig ist das aber nicht.

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French-Press

French-Press

French-Press von Bodum bei Amazon

Die Kanne ist das wichtigste, aber auch das einfachste an diesem Plan: Eine Glaskanne mit einem Deckel, an dem ein Sieb befestigt ist. Unten gibt man den Kaffee hinein, darüber das heiße Wasser. Wenn der Kaffee fertig gebrüht ist, drückt man das Sieb nach unten und gießt den Kaffee ab. Mehr ist da auch nicht dran, was die Kanne besonders leicht zu reinigen macht.

Die Auswahl an solchen Kannen ist groß. Am bekanntesten sind die der Marke Bodum, damit verhält es sich in etwa wie mit Taschentüchern und Tempo. Jede andere erfüllt ihren Zweck sicherlich auch gut. Meine ist von IKEA.

Kaffeemühle

Kaffee kann man bereits fertig gemahlen kaufen. Der schmeckt auch, aber nicht so frisch und vor allem auch nicht so lange frisch wie Kaffee aus ganzen Bohnen, die mal zeitnah gemahlen hat. Schnuppert man an gemahlenem Kaffee, riecht der besonders gut. Was man da aber riecht, ist an Geschmack schon nicht mehr in den Bohnen. Beim Kontakt mit der Luft verliert der Kaffee an Geschmack. Nachdem die Oberfläche bei gemahlenem Kaffee sehr viel höher ist als bei Kaffee in ganzen Bohnen, verliert gemahlener Kaffee am meisten Geschmack. Am schlimmsten ist es, wenn man den Kaffee aus seiner Stickstoffatmosphäre in der nicht sehr kleidsamen Tüte in eine schicke Kaffeedose umfüllt. Das ist zwar schön, aber dabei kommt enorm viel Luft an den Kaffee.

Bei den Kaffeemühlen gibt es drei Sorten: Elektrische mit Schlagmesser (Häcksler), Manuelle mit Mahlwerk und elektrische mit Mahlwerk. Die elektrischen mit Mahlwerk sind auch direkt wieder raus aus dem Rennen, die sind nämlich sehr teuer. Die werden erst richtig spannend, wenn man sich für einen Siebträger mit einer für Espresso geeigneten Mühle interessiert. Elektrische mit Schlagmesser sind günstig (um die 30 Euro) aber sind eigentlich nicht wirklich Mühlen: Nur wenn man besonders lange drückt (also den Kaffee besonders fein mahlt), bekommt man ein einigermaßen gleichmäßiges Ergebnis. Das klingt sehr hochtrabend und pingelig, spielt aber durchaus eine große Rolle beim Kaffee für die French-Press.

Wir entscheiden uns also für eine Handmühle, die mit ihrem Mahlwerk anders als die elektrische mit Schlagmessern tatsächlich ein gleichmäßiges Ergebnis hin bekommt.

Kaffeemühle

Kaffeemühle “Hario Skerton Plus” bei Amazon

Hier gilt meist: umso einfacher, umso leichter zu reinigen. Gammliger Kaffee-Rest aus der Mühle schmeckt nicht besonders gut.

Hilfsmittel

Die Hilfsmittel sind in absteigender Reihenfolge ihrer Wichtigkeit nach sortiert. Man braucht nicht alle davon, aber das sind die Rädchen, an denen man bei der Zubereitung drehen kann.

  • Wasserkocher: Wir brauchen heißes Wasser. Ideal ist ein Wasserkocher mit Temperaturwahl, aber die kann man auch schätzen. Wer schon einen hat, kauft bitte nicht extra einen neuen.
  • Küchenwaage: Auch wenn es albern wirkt: Kaffee genau abzuwiegen ist besser als zu schätzen oder Teelöffel zu nehmen. Teelöffel sind nicht alle gleich groß und der Kaffee ist beim Messen noch eine Bohne. Die lässt sich nur schwer präzise auf einem Löffel dosieren. Eine digitale Waage ist meist viel präziser als eine analoge.
  • Wasserfilter: In den meisten Haushalten ist ein Wasserfilter nur für das Trinkwasser wirklich nicht notwendig, aber für Tee oder Kaffee aus zwei Gründen wieder interessant: Erstens verkalken die Küchengeräte damit viel weniger, zweitens schmecken Tee und Kaffee ohne Kalk sehr viel besser und weicher. Man muss nicht die originalen Kartuschen kaufen, die Eigenmarken in der Drogerie oder beim Discounter funktionieren genauso. Wichtig ist allerdings, nicht zu lange die selbe Kartusche zu verwenden, da sonst alles, was vorher heraus gefiltert wurde, irgendwann geballt dann doch raus kommt, wenn die Lebenszeit der Kartusche abgelaufen ist.

Insgesamt

Schafft man sich all diese Küchengeräte auf einmal neu an, gibt man trotzdem ähnlich viel Geld aus, wie etwa für eine übliche Pad-Maschine nötig wäre. Dabei gilt jedoch zu bedenken, dass zum einen die Anschaffung nicht auf einen Schlag passieren muss und man dennoch schon mit Kaffee-Kochen anfangen kann und weiterhin Wasserkocher, Küchenwaage und Wasserfilter vielleicht schon vorhanden sind oder zumindest vom Kaffee-Kochen unabhängige weitere Aufgaben im Haushalt erfüllen können.

Kaffeebohnen

Am wichtigsten ist, ganze Bohnen zu kaufen. Damit hat man schon mal gegenüber fertigem Pulver einen großen Vorsprung. Weiterhin steigt die Qualität stark, wenn der Kaffee frisch geröstet wurde und nicht schon acht Wochen alt ist. Die Qualität einzelner Sorten zu besprechen würde hier nicht nur den Rahmen sprengen sondern hängt auch sehr vom eigenen Geschmack ab.

Hat man die Wahl, sollte man auch relativ frisch gerösteten Kaffee kaufen. Dazu braucht man kein Datum vergleichen - es reicht, den Kaffee beim Röster statt im Supermarkt zu kaufen. Damit lässt sich dann auch direkt das nächste Thema verbinden:

Ethik

Kaffee ist für mich ein Luxus-Gut und Luxusgüter kosten nun mal was. Das heißt nicht, dass man den Kopi Luwak-Kaffee kaufen soll, der schon mal den Verdauungstrakt einer Katze passiert hat, aber man sollte zumindest über ethisches Einkaufen nachdenken. Fair Trade und Bio sind bei Kaffee durchaus Dinge, auf die es ankommt. Kaffee-Bauern werden entweder ausgebeutet und man schlürft dafür günstigen Kaffee zu niedrigen Preisen oder man kauft Kaffee mit Fair Trade-Siegel. Das löst nicht alle Probleme, aber geht schon mal einen großen Schritt. Ich nehme weiterhin nicht an, dass wer diesen Artikel bis hier her gelesen hat, vollkommen uninteressiert an der Qualität des Kaffees ist, also gibt’s hier zwei Ratschläge zum Kaffee-Kauf:

  • Kaffee im Weltladen kaufen: Der fair gehandelte Kaffee im Weltladen kann und will vom Preis her nicht mit anderen Kaffees konkurrieren. Der kostet etwa doppelt so viel wie der normale von Tchibo. Dafür gibt es beim Weltladen oft einen enormen Vorteil: Die rösten dort selbst. Der Kaffee dort ist also fast immer sehr viel frischer als einer aus der Packung. Wenn man besonders frischen Kaffee will, kann man vorher anrufen und nachfragen, wann geröstet wird.
  • Beim Einkaufen auf Fair-Trade- und Bio-Siegel achten. Viele Supermärkte bieten eigene Siegel an. Eine kleine Übersicht über Siegel gibt es bei Coffee Circle

Empfehlenswerte Röster in Augsburg

In Augsburg gibt es wie in vielen großen Städten natürlich auch Kaffee-Röster. Die habe ich bei weitem nicht alle selbst probiert, habe aber bei zweien in der Innenstadt gute Erfahrungen gemacht:

  • MAK Afrika in der Karlstraße, inkl. angeschlosenem Verein zur Unterstützung der Kaffeebauern in Meru
  • Rösterei Cabresso in der Hermannstraße, wird vom Ressort Behindertenhilfe der Caritas betrieben

Weiß man schon genau, was man will, kann man jeweils online bestellen. Bei beiden Röstern gibt es vor Ort aber natürlich auch gute Beratung. Wer beispielsweise einen Kaffee kaufen möchte, der nicht zu sauer ist, bekommt entsprechende Empfehlungen.

Zubereitung

Nachdem wir nun das meiste an Hilfsmitteln und eine leckere Sorte Kaffee haben, fangen wir gleich mit dem Brauen an. Vorher aber noch ein Ratschlag: Die ideale Rezeptur ist stark vom eigenen Geschmack und noch mehr Faktoren abhängig. Am besten kann man sie verbessern, wenn man immer nur an einem Rädchen dreht. Das heißt etwa, nicht die Menge der Bohnen und Temperatur gleichzeitig zu variieren. Stattdessen empfehle ich, nur eine Variable zu ändern und die Auswirkungen aufzuschreiben: Was passiert da, wird er stärker oder schwächer, mag ich ihn so lieber oder weniger lieb? Nimmt Säure zu oder ab? Alle Bemerkungen aufschreiben!

Heißes Wasser

Heißes Wasser ist das wichtigste, also fangen wir damit an.

  • Kaffee wird nicht gekocht, das heißt 100°C sind zu viel. Dabei verbrennt der Großteil des Geschmacks und man schmeckt kräftige Röstaromen. Das darf man nicht mit „starkem Kaffee” verwechseln! Wenn man nur noch „bitter” schmeckt, muss man auf alle anderen Geschmacksnoten verzichten. Wir brauchen also etwas kälteres Wasser.
  • Wichtig zu wissen ist auch, dass ein Temperaturschock dem Getränk nicht gut bekommt. Die Gefäße sollten also alle vorgewärmt sein – sowohl die French-Press als auch die Tassen.
  • Die richtige Menge Wasser spielt eine ebenso große Rolle wie die richtige Menge Bohnen. Sollen wir die auch abmessen?

Die Lösung ist ziemlich einfach: Mit dem Wasserkocher wird Wasser aufgesetzt und, wenn das Wasser fertig gekocht hat, eine Tasse gefüllt. So misst man automatisch die richtige Menge Wasser zum Brauen ab und wärmt die Tasse vor. Dass dabei Temperatur verloren geht, ist Absicht: Wir wollen etwa 80°C haben. Die Kaffee-Kanne wird auch mit heißem Wasser ausgespült, so ist sie zum einen garantiert sauber und zum anderen auch vorgewärmt. Im Wasserkocher ist jetzt noch ein kleines Bisschen Wasser, für die Kanne, das wir ganz am Anfang brauchen werden.

Die Bohnen mahlen

Entweder man hat Kaffee schon vorher gemahlen (alle drei-vier Tage reicht vollkommen) oder man mahlt ihn jetzt passend genau. Ich veranschlage pro Tasse (oder vielmehr „Becher”) Kaffee immer etwa 14g, aber das hängt absolut vom eigenen Geschmack und der verwendeten Sorte Kaffee ab! Diesen Wert also bitte nur als Anfangswert nehmen und selbst die ideale Menge Kaffee herausfinden.

Für die French-Press braucht man relativ groben Kaffee. Die Extraktion des Geschmacks läuft damit nochmal anders, aber der naheliegendste Punkt ist natürlich, dass grober Kaffeesatz nicht so leicht durch das Sieb der Kanne kommt wie fein gemahlener. Kaffeesatz stört nicht nur beim Trinken sondern hat auch später durchaus noch Einfluss auf den Geschmack. Der Kaffee zieht weiter, auch wenn er nun in einer Tasse ist.

Brauen

In der Kanne ist mittlerweile kein Wasser mehr, stattdessen geben wir das gemahlene Kaffee-Pulver hinein. Mit dem kleinen Rest Wasser für die Kanne von vorhin gießen wir den Kaffee genau so weit auf, bis das Pulver komplett mit Wasser bedeckt ist, und rühren mit einem Löffel um. Wir lassen diesen Sud etwa 30 Sekunden lang ziehen, dann gießen wir das heiße Wasser aus der Tasse drauf und schließen den Deckel, ohne den Stempel runter zu drücken. Abermals lassen wir den Kaffee ziehen, diesmal 3:30 bis 4 Minuten. Wieder hängt hier die genaue Zahl vom eigenen Geschmack und der verwendeten Sorte ab.

Trinken

Ganz wichtig, deswegen unter einem eigenen Punkt: Zuerst den Stempel mit dem Sieb runter drücken, dann aber auch den gesamten Kaffee in Tassen oder eine andere Kanne einschenken. Bleibt der Kaffee in der Kanne mit dem Satz, zieht er nochmal kräftig nach und kommt so auch in Geschmacksregionen, die wieder nicht mehr so lecker sind. Eine French-Press auf dem Frühstückstisch, voll mit Kaffee, sieht zwar schick aus, verspricht aber nicht so guten Geschmack wie Kaffee, der in seiner Tasse nicht weiter zieht.

Reinigung

Bei der Reinigung der Kanne bitte kein Spülmittel verwenden, sonst schmeckt der Kaffee nach Spülmittel. Außerdem lässt man die Kanne lieber abtropfen und trocknet sie nicht mit einem Tuch ab, da dieses dabei Brauntöne annehmen könnte.

In regelmäßigen Abständen sollte, falls technisch möglich, auch der Stempel der Kanne auseinandergeschraubt werden; für gewöhnlich geht das relativ einfach. Reste von Kaffee-Satz können so entfernt werden. Bei dieser intensiveren Reinigung kann dann auch mal Spülmittel verwendet werden. Danach aber dann bitte gründlich mit klarem Wasser nachspülen!

Aus der Mühle sollte übrig gebliebener Kaffee ggf. entfernt werden, ansonsten gammelt der da so vor sich hin und kommt vielleicht später in die Tasse.